Gedichte, Krimis, Satiren und Geschichten

von Gunnar Schuberth

In der Nähe von Siena

Doch einmal, morgens um sechs, stand ich auf und schloss alle Fenster, und verklebte die Ritzen an der Tür und am Fensterrahmen und steckte mir Wachs in die Ohren.
Und der Schweiß lief mir über das Gesicht, über die Brust und den Rücken, und ich zitterte, aber ich musste etwas tun, um die Stimmen nicht mehr zu hören.

Der Schlaf des Schmetterlings

 

 

Fake News - knapp an der Wahrheit vorbei

Diskriminierung durch schlechte Noten

Die Bundesregierung bekämpft Diskriminierung, wo sie kann. Nun ist eine Art der Diskriminierung ins Blickfeld gerückt, die auf dem ersten Blick nicht so augenscheinlich ist, weil sie so viele betrifft. Die Diskriminierung durch schlechte Noten.

Ein Ausschuss des Bildungsministeriums kommt zu dem Schluss, dass leistungsschwächere und faule Schüler diskriminiert werden. Denn die hohen Anforderungen für eine gute Zensur macht es ihnen unmöglich, eine Eins oder Zwei im Zeugnis zu erreichen.

Ein Lehrer an einer Realschule berichtet: „Wir beobachten diese Diskrimierung täglich. Schüler, die nie eine Chance haben, das wunderbare Gefühl zu erleben, wenn auf der zurückgegebenen Schulaufgabe eine Eins oder Zwei steht. Und das nur, weil sie in der Nacht vor der Schulaufgabe so lange am Computer gespielt haben, dass ihnen das Hirn gekocht hat.“

Die Bundesregierung plant Maßnahmen gegen diese Diskriminierung: Die Anforderungen sollen so weit gesenkt werden, dass das Erreichen einer schlechteren Note als Drei faktisch nicht mehr möglich ist.

Dabei kann Bundeskanzlerin Angela Merkel als Vorbild dienen. Sie achtet bei der Besetzung wichtiger Posten streng darauf, dass es keine Diskriminierung für inkompetente oder faule Politiker gibt. Wer sich bisher gewundert hat, dass in dem Kreis der engsten Vertrauten und Minister um Angela Merkel Denkvermögen und Intelligenz kaum vorhanden sind, der findet die Erklärung in der Offenheit der Kanzlerin und ihrem entschlossenen Kampf gegen jede Form von Diskriminierung.

Kevin S., ein betroffener Schüler an einer Realschule in Sachsen, ist froh, dass die Schulen sich an der Vorgehensweise der Kanzlerin orientieren wollen. Er hofft, dass die Diskrimierung durch schlechte Noten endlich ein Ende hat. „Immer Fünfen oder Sechsen zu bekommen, das geht irgendwann auf die Nerven. Letzthin geschah es wieder. In Geschichte. Und nur, weil ich geschrieben habe, dass Deutschland deshalb den Ersten Weltkrieg verloren hat, weil Wonder Woman für die Amerikaner gekämpft hat. Und die Deutschen gegen ihr Wunderlasso keine Chance hatten. Und dafür bekam ich eine Sechs. Das ist echt diskriminierend.“

Der Experte Walter Poller sieht einen weiteren Vorteil in dem geplanten Vorhaben. „Wenn wir die Anforderungen an eine gute Note senken“, so der Experte, „dann beenden wir nicht nur die Diskriminierung von leistungsschwächeren und faulen Schülern, sondern können bei der nächsten Pisa-Studie auch wieder bessere Ergebnisse erzielen.“

Die schlechten Resultate der letzten Pisa-Studie hatten viele Bildungspolitiker alarmiert. Doch wird das Vorhaben der Bundesregierung wie geplant umgesetzt, dann, so Poller, könne Deutschland bei der nächsten Pisa-Studie das erste Mal ganz vorne stehen.